Hilfeplangespräche stellen für Eltern, Lehrkräfte und Lerntherapeuten eine wertvolle Gelegenheit dar, die optimale Unterstützung für Schüler mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche zu reflektieren. Außerdem kann im Gespräch die weitere Förderung besprochen werden.
Diese Gespräche werden üblicherweise vom Jugendamt initiiert und finden im Rahmen der lerntherapeutischen Förderung statt (Eingliederungshilfe für seelisch Behinderte nach § 35a SGB VIII).
In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie diese Gespräche ablaufen, wann sie typischerweise stattfinden und wie du dich als Elternteil optimal darauf vorbereiten kannst.
Hinweis: Diese Tipps beziehen sich auf die Gespräche, die stattfinden, wenn die Kostenübernahme der Lerntherapie bereits bewilligt wurde. Wenn du nach Informationen für den Antrag der Kostenübernahme der Lerntherapie suchst, findest du hier meine besten Tipps.
Warum werden Hilfeplangespräche durchgeführt?
Ein Hilfeplangespräch kann man in der Regel mit einem runden Tisch vergleichen. Es werden klare Aufgaben und Ziele für Eltern, Lehrer und Lerntherapeuten selbst festgelegt, um den Schüler bestmöglich zu unterstützen.
Ein Hilfeplangespräch ist eine Möglichkeit, um sich auszutauschen. Es wird darüber gesprochen, was aus Sicht der Beteiligten gut läuft, was angepasst werden sollte und welche Ziele für die kommenden Monate gesetzt werden sollten.
Nicole Gerbatsch, Lerntherapeutin aus Brühl und Netzwerkmitglied fasst es ganz gut zusammen. Sie arbeitet mit verschiedenen Jugendämtern zusammen. Einige Jugendämter führen Hilfeplangespräche durch, andere wiederum nicht. Es gibt da keine festen Regeln.
Wer nimmt am Hilfeplangespräch teil?
Die Teilnehmer eines Hilfeplangesprächs sind in der Regel die Eltern (möglicherweise zusammen mit dem Kind), der Sachbearbeiter vom Jugendamt, gegebenenfalls weitere Mitarbeiter des Jugendamts oder die Leitung, der Lerntherapeut und eventuell weitere schulische Ansprechpersonen wie Lehrkräfte, Förderlehrkräfte oder pädagogische Fachkräfte vom Ganztag. Die Wahl des Gesprächsorts erfolgt individuell und kann in der Schule oder an einem anderen geeigneten Ort stattfinden. Folgende Orte eignen sich für diese Gespräche:
- in der Schule
- im Jugendamt
- bei den Eltern
Wann finden Hilfeplangespräche statt?
Es gibt Jugendämter, da finden keine Hilfeplangespräche statt, andere wiederum haben dafür regelmäßige Zeitfenster eingeplant. Ein Hilfeplangespräch kann zu folgenden Zeitpunkten stattfinden:
- Zu Beginn der Lerntherapie
- Nach einer gewissen Zeit (meistens nach 6 oder 12 Monaten)
- Zum Ende der Lerntherapie
Wie können sich Eltern vorbereiten?
Eine entspannte Herangehensweise ist empfehlenswert. Außerdem ist eine gute Vorbereitung hilfreich, um das Hilfeplangespräch konstruktiv und zielführend zu gestalten. Folgende Tipps gebe ich Eltern gerne mit:
- Dokumentation: Halte schriftlich fest, welche Fortschritte und Herausforderungen du bei deinem Kind beobachtet hast. Dies kann dir als Gesprächsgrundlage dienen.
- Fragen notieren: Schreibe Fragen und Anliegen auf, die du während des Gesprächs ansprechen möchtest
- Offenheit und Kooperation: Sei offen für Vorschläge und Ratschläge und zeige Bereitschaft zur Zusammenarbeit
- Entspannung: Versuche gelassen in das Gespräch zu gehen, in der Regel möchten alle einfach die bestmögliche Unterstützung für dein Kind.
Nicole Gerbatsch bringt es sehr gut auf den Punkt:
„Insgesamt sind diese Hilfeplangespräche auf Augenhöhe und immer sehr konstruktiv und gut. Ich habe sehr viele gute und positive Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht. Die Hürden für die Eltern sind sehr hoch, um überhaupt eine Förderung zu erhalten, dann aber versuchen alle Mitarbeiter für das Wohl des Kindes so viel wie möglich und so optimal wie möglich zu bewilligen.“
Wichtig zu wissen: Der Sachbearbeiter vom Jugendamt hält die Inhalte und Ziele in einem Protokoll schriftlich fest und lässt dies allen Beteiligten zukommen. Damit sind die Ziele transparent festgehalten und können auch als Grundlage für die Vorbereitung des folgenden Hilfeplangesprächs dienen.
Ist das Kind/Schüler bei den Gesprächen dabei?
In einigen Hilfeplangesprächen sind auch Schüler anwesend. Dies geschieht in der Regel zu Beginn des Gesprächs, um herauszufinden, wie es dem Schüler geht und welche Herausforderungen und Wünsche er hat. Dadurch erkennt der Schüler, dass es um ihn geht und nicht einfach über ihn geredet wird, was manchmal als unangenehm empfunden werden kann. Der Schüler kann sich aktiv am Gespräche beteiligen (je nach Alter des Schülers ist das ganz individuell ausgeprägt).
Jedes Hilfeplangespräch ist individuell, aber mögliche Fragen an das Kind können sein:
- Wie geht es dir in der Schule?
- Worin möchtest du dich verbessern (abhängig vom Alter des Kindes)? Was sind deine Ziele?
- Erzähle uns, was du in der Lerntherapie genau machst
- Wie fühlst du dich während Klassenarbeiten in Mathe/Deutsch?
- Was könnte dir helfen, um das Lernen zu erleichtern?
Was ist kein Hilfeplangespräch?
Ein einfaches Telefonat zwischen Lerntherapeut und Jugendamt oder ein Anruf der Eltern beim Jugendamt ist kein Hilfeplangespräch. Es ist erst ein Hilfeplangespräch, wenn alle Beteiligten am runden Tisch zusammenkommen, um den Fokus auf die individuelle Unterstützung des Kindes zu legen.
Was sind deine Erfahrungen mit Hilfeplangesprächen? Kommentiere doch gerne unter dem Blogbeitrag.
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