Eine ausgeprägte Lesemotivation in der Grundschule ist entscheidend für die weitere Entwicklung der Lesekompetenz von Kindern. Doch wie lässt sich diese Motivation erkennen und gezielt fördern? Was können Eltern und Lehrkräfte konkret tun, um Kinder fürs Lesen zu begeistern und ihre Lesefähigkeiten zu stärken? Dafür ist es u.a. zu wissen, wie Lesemotivation entsteht und wie ich sie fördern kann.
Was ist Lesemotivation?
Die Lesemotivation beschreibt das Interesse und die Bereitschaft sich aktiv mit Texten und geschriebenen Wörtern auseinanderzusetzen. Lesemotivation bedeutet, Freude am Lesen zu haben, sowie einen Sinn und einen Nutzen beim Lesen zu erfahren.
Grundsätzlich kann sie in 2 Typen unterteilt werden:
- Intrinsische Motivation: Kinder lesen aus Freude oder Interesse am Thema des Textes. Sie erleben das Lesen als spannend und erfüllend. Ein Kind, das ei spannendes Detektivbuch liest, weil es die Geschichte fesselt.
- Extrinsische Motivation: Kinder lesen, um eine Belohnung zu erhalten, beispielsweise gute Noten oder Lob von Eltern und Lehrkräften. Ein Kind, was ein Buch liest, um eine Belohnung wie ein Lob oder einen Sticker zu erhalten
Die Lesemotivation kann sowohl habituell (dauerhaft) oder aktuell (situationsbezogen) sein. Habituelle Lesemotivation zeigt sich im ständigen Wunsch zu lesen, während aktuelle Motivation eher auf bestimmte Situationen begrenzt ist (z.B. ich lese einen Fachbuch, weil ich das für eine Prüfung benötige).
Warum ist Lesemotivation in der Grundschule so entscheidend?
Lesemotivation ist ein entscheidender Faktor für die Lesekompetenz von Kindern, da sie beeinflusst, wie oft und intensiv ein Kind liest. Diese Motivation entwickelt sich individuell und wird durch verschiedene Faktoren geprägt. Ein häufiges Problem sind fehlende Lesefertigkeiten, insbesondere auf der Wort- oder Satzebene. Kinder mit solchen Schwierigkeiten empfinden das Lesen oft als anstrengend und frustrierend. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Themenwahl: Wenn das Lesematerial nicht den Interessen des Kindes entspricht, sinkt die Motivation oft.
Auch technisch versierte Leser können Schwierigkeiten haben, altersgerechte Texte zu finden, die sie ansprechen. Daher ist es wichtig, die Leseförderung individuell anzupassen. Lehrkräfte können durch Diagnostik und Gespräche herausfinden, was die Schüler motiviert und wo ihre Interessen und Fähigkeiten liegen. So kann gezielt passendes Lesematerial bereitgestellt werden, das die Lesefreude fördert und langfristig die Lesekompetenz stärkt.
Lesemotivation ist nicht nur für das häufige Lesen entscheidend, sondern auch für den langfristigen Erfolg beim Lesenlernen. Kinder, die motiviert sind, erfahren häufiger Erfolgserlebnisse, die ihr Vertrauen in ihre Lesefähigkeiten stärken und ihre Lesekompetenz nachhaltig fördern.
Wie beeinflusst Motivation das Leseverhalten?
Motivation ist ein wichtiger Faktor, der beeinflusst, wie oft und wie lange Kinder lesen – besonders bei schwierigen Texten. Studien zeigen, dass eine hohe intrinsische Lesemotivation häufig zu besseren Leseleistungen führt, während extrinsische Anreize nur kurzfristig motivieren. Kinder, die von sich selbst sagen „Ich lese gerne“ und „Ich kann gut lesen“, zeigen oft mehr Ausdauer und erreichen bessere Ergebnisse.
Das Erwartungs-Wert-Modell – welche Rolle es spielt
Das Erwartungs-Wert-Modell (Müller & Schiefele) besagt, dass Lesemotivation durch zwei zentrale Faktoren gefördert wird:
Praktische Tipps zur Förderung der Lesemotivation
In jeder Klasse gibt es unterschiedliche Motivationslevels. Lehrkräfte sollten erkennen, wenn Kinder zwar lesen können, aber wenig Interesse zeigen, und durch gezielte, personalisierte Angebote das Leseinteresse wecken.
Hier sind ein paar Tipps für die Förderung der Lesemotivation in der Grundschule:
Persönliches Interesse: Wähle Texte, die sich an den persönlichen Interessen der Kinder orientieren, erhöhen ihre Motivation
Positive Lernumgebung: Ein unterstützendes Umfeld und altersgerechter Zugang zu Büchern stärken das Leseinteresse.
Selbstwirksamkeit und Erfolgserlebnisse: Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Feiern kleiner Erfolge motivieren weiter. Belohnungen, wie das gemeinsame Abschließen eines Buches oder ein „Leseglas“ oder „Glückglas“ zum Sammeln von Erfolgen, können motivierend wirken.
Gezielte Unterstützung und digitale Hilfsmittel: Tools und Unterstützung bei Herausforderungen helfen, das Leseinteresse zu erhalten und zu fördern, z.B. Leseförderung über Apps oder online Geschichten, hier kann z.B. die Schriftgröße angepasst werden, die Texte können silbenweise oder Wortweise eingeblendet werden oder es gibt noch Rätsel und Belohnungen
Lesemotivation messen und verstehen
Wie kann man erkennen, was Schüler beim Lesen motiviert? Hier sind einige Möglichkeiten:
- Fragebögen: Gezielte Fragebögen zu Lesegewohnheiten und Interessen liefern wichtige Einblicke. Diese sollten regelmäßig eingesetzt werden, um Veränderungen in der Motivation zu verfolgen. Hier geht’s zu meinem Fragebogen bei myablef
- Gespräche: Lehrkräfte, Lerntherapeuten und Eltern können durch persönliche Gespräche herausfinden, welche Themen das Kind fesseln. Diese Reflexionen fördern das Verständnis für individuelle Vorlieben und Herausforderungen.
- Beobachtungen: Das freiwillige Lesen und die Begeisterung für bestimmte Geschichten sind klare Hinweise auf Motivation. Eine regelmäßige Beobachtung hilft, das Interesse zu erkennen und anzupassen.
Durch eine Kombination dieser Methoden können Lehrkräfte und Eltern gezielt auf die Lesemotivation der Kinder eingehen und entsprechende Fördermaßnahmen ergreifen.
Lesemotivation in der Grundschule – der Faktor für den weiteren Lernerfolg
Lesemotivation ist ein entscheidender Faktor für den Lernerfolg im Lesen. Lehrkräfte spielen eine zentrale Rolle, indem sie die individuelle Lesemotivation ihrer Schülerinnen und Schüler gezielt fördern. Durch interessenbasierte Lesetexte, unterstützende Rückmeldungen und die Würdigung von Leseerfolgen können Kinder das Lesen als spannende und bereichernde Tätigkeit erleben.
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Quellen:
- Goy, Martin; Valtin, Renate; Hußmann, Anke: Leseselbstkonzept, Lesemotivation, Leseverhalten und
Lesekompetenz - Interindividuell unterschiedliche Veränderungen der Lesemotivation– welche Bedeutung hat die
Unterstützung der Lehrkraft? K.Hettinger, R. Lazarides, J. Retelsdorf https://doi.org/10.1007/s11618-022-01076 - Möller, J., & Schiefele, U. (2004). Motivationale Grundlagen der Lesekompetenz. In U. Schiefele, C. Ar
telt, W. Schneider & P. Stanat (Hrsg.), Struktur, Entwicklung und Förderung von Lesekompetenz.
Vertiefende Analysen im Rahmen von PISA 2000 (S. 101–124). Wiesbaden: VS