Für Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) ist es in der Schule oft nicht leicht. Das Pensum an Texten scheint unüberwindbar. Texte in den Büchern, Texte an der Tafel, überall muss man Berge an Material lesen – mit einer Leseschwäche kann das sehr mühsam und manchmal extrem frustrierend sein.
Interview mit einer Mutter zur Verwendung des Lesestifts in der Schule
Die Vielfalt an Hilfsmitteln ist riesig, aber ist es für dich als Mutter oder Vater oft mühsam, herauszufinden, was deinem Kind wirklich etwas bringt. Erfahre hier, wie Lilli, die in die 6. Klasse eines Gymnasiums geht, den Lesestift, den sogenannten C-PC-Pen Exam Reader™. in der Schule verwendet und welche anderen Hilfsmittel bei Leseschwierigkeiten sinnvoll sein können.
Welche Unterstützung bekommt Lilli aufgrund der LRS in der Schule?
Mutter von Lilli: Lilli bekommt einen Nachteilsausgleich, mehr Zeit während der Arbeiten und keine Benotung der Rechtschreibung in der Fremdsprache (Englisch, Französisch).
Was ist überhaupt ein Nachteilsausgleich: Darunter werden Maßnahmen verstanden, die den „Nachteil“ ausgleichen sollen (bei Lilli die Schwierigkeiten beim Lesen). Der Schüler darf dann bestimmte Hilfsmittel verwenden, z.B. einen Lesestift, Leseschablonen oder bestimmte Apps.
Wie hilft Lilli der Lesestift und in welchen Fächern darf sie ihn verwenden?
Mutter von Lilli: Lilli benutzt ihn immer dann, wenn längere Texte gelesen werden müssen. Er hilft ihr insbesondere bei Textaufgaben und dabei die Texte besser zu verstehen, er unterstützt aber auch in den Fremdsprachen. Ganz toll finden wir, dass sowohl das britische als auch das amerikanische Englisch eingestellt werden kann. Das hilft bei der Aussprache. Der Stift erspart uns die Förderkraft, sagt die Mutter. Denn eigentlich wollten die Eltern eine Schulbegleitung für Lilli, um jemanden zu haben, der ihr beim Lesen der Texte hilft, aber auch beim Abschreiben der Texte unterstützt.
Jetzt hat das Jugendamt zwar keine Lernbegleitung bewilligt, aber den C-Pen finanziert. Für Lilli ist das eine große Erleichterung.
Wie funktioniert der Lesestift?
Mutter von Lilli: Nachdem man die Sprache eingestellt hat, fährt man langsam mit dem C-Pen Zeile für Zeile des zu lesenden Textes ab. Danach kann man sich die gescannten Zeilen vorlesen lassen, am besten mit Kopfhörern. Man braucht anfangs ein wenig Übung, danach geht es ganz leicht. Die Geschwindigkeit beim Vorlesen und die Pausen zwischen den Wörtern können ebenfalls eingestellt werden.
Nach welchen Kriterien habt ihr den Stift ausgesucht?
Mutter von Lilli: Der Stift darf nur vorlesen, das war uns wichtig und NICHT übersetzen, sonst wäre er in der Schule nicht erlaubt. Genau deswegen haben wir uns für diesen Stift entschieden, damit er auch im Examen bzw. in den Prüfungen genutzt werden darf.
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Was würde deinem Kind helfen, um besser mit der LRS in der Schule umzugehen?
Mutter von Lilli: Wir wünschen uns auf jeden Fall mehr Akzeptanz. Leider ist es so, dass einige Lehrer keine Lust auf die Mehrarbeit haben (größere Schrift, Kopien von den Tafelbildern usw.). Dabei sind es manchmal nur Kleinigkeiten, die Schülern mit einer LRS in der Schulen helfen können.
Was empfiehlst du anderen Betroffenen, gibt es etwas, womit du ihnen Mut machen kannst?
Mutter von Lilli: Ich finde es enorm wichtig, niemals aufzugeben. Es ist dein Kind, dem du hilfst. Meine große Tochter hat es bis zum Realschulabschluss geschafft. Auch mit einer Leseschwäche ist einfach alles möglich und daran muss man ganz fest glauben.
Ich bedanke mich ganz herzlich für das Interview.
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Der richtige Einsatz des Lesestiftes
Für Lilli ist der Stift eine große Erleichterung. Er ist allerdings kein Wundermittel und vor der Anschaffung sollte sich genau überlegt werden, auf welchem Level des Lesens sich dein Kind befindet.
Neben dem reinen Lesen, hilft es deinem Kind auch Strategien zum Leseverständnis zu erarbeiten. Dein Kind kann lernen, Schlüsselwörter zu erkennen oder einzelne Absätze eines Textes sinnentnehmend zu erfassen. Vielleicht braucht dein Kind neben dem Lesestift auch ein gezieltes Training zum Lesen längerer Texte und zum Textverständnis.
Welche anderen Hilfsmittel gibt es für Schüler mit einer LRS in der Schule?
Der Lesestift kann eine gute Unterstützung sein, aber ist in der Anschaffung leider nicht ganz günstig. Daher empfehle ich dir hier ein paar Alternativen, die deinem Kind helfen könnten, die Textmengen zu verarbeiten.
Vorlese-Apps
Wenn es ums Lesen daheim und in der Schule geht, können verschiedene Apps hilfreich sein, die man ganz einfach auf dem Handy (der Eltern oder falls vorhanden des Schülers) installieren kann. Manchmal darf auch das Handy (bei älteren Schülern) mit der Vorlese-App in der Schule als Hilfsmittel eingesetzt werden, sprich es einfach offen in der Schule an. Einige Schulen haben auch Tablets, die verwendet werden können.
- für IOS: Prizmo Go und Voice Dream Reader
- für Android: Voice Aloud Reader und Voice Dream Reader
Es gibt noch weitere Apps und es lohnt sich verschiedene auszuprobieren. Die Apps haben zwar ähnliche Funktionen sind aber unterschiedlich aufgebaut. Gebe beim Suchen im Internet folgende Begriffe ein und du erhältst noch weitere Apps, die das Vorlesen unterstützen.
„text to speech app“ oder „text in sprache app“
Plastischer Reader – Office 365
Der plastische Reader unterstützt beim Lesen längerer Texte, kann aber auch helfen das Lesen zu verbessern.
Welche Funktionen gibt es?
- die Textgeschwindigkeit kann eingestellt werden
- die Textstimme (männlich/weiblich) kann angepasst werden
- die Textgröße und auch der Abstand der Wörter zueinander können eingestellt werden
- Lesen in Silben ist ebenfalls möglich
- auch kann man einen Zeilenfokus einstellen (ähnlich wie bei einem Leselineal)
Das ist nur ein kleiner Einblick in die Funktionen. Wenn Familien Office 365 daheim nutzen, ist das eine gute Möglichkeit das Lesen mit mehr Freude anzugehen und die Leseflüssigkeit zu verbessern.
Hier mal der direkte Vergleich: oben der ursprüngliche Text und unten der Text mit Zeilenfokus, Silben und größerem Textabstand.
Verschiedene Lesehilfen
Die Auswahl an Lesehilfe ist oft unübersichtlich, die Vielfalt riesig. Einige der Lesehilfen möchte ich hier gerne vorstellen. Mein Tipp: Probiert einfach aus und schaut was deinem Kind helfen könnte. Viele Lesehilfen kann man auch ganz einfach selbst basteln (du brauchst nur stabile Pappe oder einen alten Schnellhefter, aus welchem du ein Stück herausschneiden kannst).
Lesepfeil
Der Lesepfeil markiert die Zeile und deckt zusätzlich die folgenden Wörter ab. Er kann entweder leicht transparent sein oder deckt den Text komplett ab. Bei der transparenten Version wie hier im Bild hat der Schüler den Fokus auf das jeweilige Wort oder die jeweilige Silbe, sieht aber auch schon, wie der Text weitergeht.
Leselineal
Das Leselineal hilft ähnlich wie der Lesepfeil besser zu fokussieren, insbesondere Schülern, die gerne mal die Zeile verlieren. Die meisten Lesefenster können auch als Leselineal verwendet werden.
Lesefenster
Mit dem Lesefenster wird der Blick auf das jeweilige Wort (oder 2-3 Wörter) gelenkt und der restliche Text abgedeckt. Hier in der Abbildung ist der Lese-Lurs von Legakids (kann gegen eine kleine Spende bestellt werden).
Leselupen
Des Weiteren gibt es Leselupen, dabei möchte ich insbesondere den Lesestab und die runde Leselupe empfehlen. Beide Hilfsmittel haben eine Führungslinie, um die Zeile zu fokussieren und zusätzlich wird die Schrift vergrößert. Sie sind daher auch Schüler mit einer Sehschwäche geeignet.
Wenn du ein bestimmtes Hilfsmittel für dein Kind kaufen möchtest, informiere dich vorher gut und schau, ob es auch die Möglichkeit gibt, es vorher zu testen. Denn manchmal klingt die Beschreibung wunderbar, dein Kind lehnt dieses Hilfsmittel aber vielleicht ab.
Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben zu haben, ist nicht schlimm. Wenn Lehrkräfte ihren pädagogischen Spielraum ausschöpft, können ganz individuelle Lösungen zur Unterstützung bei einer LRS in der Schule gefunden werden.
Kennst du schon meine Buchtipps?
Hier bekommst du eine Checkliste, wie du das richtige Buch für dein Kind findest und welche Bücher sich für Lesemuffel eignen.
Ja, ich will die Buchtipps
Der Lesestift funktioniert für kürzere Texte erstaunlich gut, solange eine vernünftige Schriftart benutzt wird und die Zeilenabstände nicht zu eng sind. Es wird dann schwierig wenn Wörter am Ende der Zeilenabstände getrennt werden, da der Stift sofort „losliest“ sobald man ihn anhebt. Für schriftliche Arbeitsanweisungen im Untericht ist er aber für Schüler und Lehrer hilfreich (da dieser ja sonst genötigt wäre jede schriftliche Anweisung vorzulesen).
Vielen lieben Dank für diese Rückmeldung. Ich denke, man muss sich ein wenig in die Handhabung des Stiftes einarbeiten. Wenn das gut funktioniert, kann er -wie Sie schreiben- eine hilfreiche Unterstützung sein. Herzlichen Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen. Lieben Gruß Susanne Seyfried
Hallo
Wir überlegen auch diesen Stift für unseren Sohn zu holen.
LRS und Homescooling ist nicht ganz einfach. Oft sind viel Text zu lesen und dann auch noch die Aufgaben lösen.
Ich fand die Erfahrungen recht interessant. Unser Sohn besucht eine Lerntherapie u d hat jetzt einen Schulwechsel vor sich.
Ich denke das der Stift wenn er so funktioniert wie beschrieben eine große Hilfe für ihn ist in den höheren Klassen.
Hallo, mich würde interessieren, wie ich es anstelle, das das Jugendamt den Stift finanziert. Sie übernehmen aktuell die Kosten für die Lerntherapie unserer Tochter, aber so ein Stift wäre eine weitere große Unterstützung!
Habt ihr Tipps, wie ich sie ansprechen? Gibt es Richtlinien, auf die ich mich beziehen kann? Freue mich auf Infos. VG Caro
Liebe Caro, es gibt dafür leider kein Patentrezept. Ich kenne es von einigen Anträgen, dass es ein extra Feld „Hilfsmittel“ gibt und manchmal dann auch der C-Pen darüber finanziert wird. Das sind aber individuelle Entscheidungen. Ich würde zusammen mit der Lerntherapeutin ins Gespräch mit dem Jugendamt gehen und begründen, warum der Stift hilfreich wäre. Viel Erfolg. Lieben Gruß Susanne Seyfried
Ich habe den Stift gekauft und mit meiner Tochter ausprobiert absolut klasse.
Der würde sie weit vorwärts bringen
Leider wurden wir jetzt ausgebremst er ist nicht in Bayern zulässig.
Werder in Schulaufgaben noch in Abschlußprüfungen.
Warum man solchen Kindern die es eh schon schwer haben noch Steine in den Weg wirft verstehe ich nicht
Das nennt man Chancengleichheit
Ist das nur hier in Bayen so
Liebe Frau Öchsner, ich glaube, man kann das gar nicht so pauschal sagen, dass er in Bayern nicht zulässig ist. Es ist immer auch abhängig von der Schule und ob der pädagogische Ermessenspielraum ausgeschöpft wird. Ich wünsche mir, dass wir mit den Themen LRS und Rechenschwäche zukünftig viel offener umgehen und die Schüler damit bestmöglich unterstützen.
So ein Lesestift, bzw. Zeilenscanner ist schon eine geniale Idee. Ich hab ihn selbst in der Uni in einem ganz anderen Kontext kennengelernt. Er wurde dort zu Recherchezwecken benutzt, um schnell Zitate aus Büchern zu digitalisieren. Hab erst später erfahren, dass es auch ein super Hilfsmittel bei Legasthenie ist und so Chancengleichheit geschaffen wird.
Danke für den Hinweis. So gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten des Einsatzes.