Welche Bedeutung hat Supervision für uns Lerntherapeuten? Was ist das überhaupt? Brauch ich das? Vielleicht bist du der Meinung, dass es eher etwas für Ärzte oder Psychotherapeuten ist?

Viele Lerntherapeuten sind sich unsicher, ob Supervision für sie einen Mehrwert in der täglichen Arbeit bietet.

Du erfährst hier den Unterschied zwischen Intervision, kollegialer Fallberatung und Supervision.  Außerdem bekommst du 7 gute Gründe, warum jeder Lerntherapeut regelmäßig sich in Supervisionsgruppen austauschen sollte.

 

Bevor ich auf die Vorteile eingehe, erkläre ich dir hier den Unterschied zwischen Supervision, Intervision und kollegialer Fallberatung

Supervision und Supervisionsgruppe

Der Begriff Supervision kommt aus dem Lateinischen; supra bedeutet «oben» und videre wird mit «sehen» übersetzt. Mit Supervision wird die Perspektive von außen bzw. Metaebene bezeichnet, die in der Supervision gewählt wird.
Supervision ist damit ein Weiterbildungs-, Beratungs- und Reflexionsverfahren.

Supervision wird als kontinuierliches Training angesehen. In einer Supervisionsgruppe ist es das Ziel, seine eigene Arbeit zu reflektieren. Es werden Lösungsmöglichkeiten gesucht, die lerntherapeutische Förderung zu verbessern.

Die Gruppe in der Supervision spielt dabei eine große Rolle. Viele Lerntherapeuten sind selbständig tätig, entweder als Honorarkraft oder als Inhaberin einer eigenen Praxis. Ein Austausch vor Ort ist oft somit nur wenig oder gar nicht gegeben. Viele Lerntherapeuten sind damit Einzelkämpfer und können von regelmäßiger Supervision und dem Austausch in einer Supervisionsgruppe profitieren.

Intervision

Intervision ist eine Beratungsform des kollegialen Austauschs ohne Anleitung einer außenstehenden Fachperson (eines Supervisors) und hat das Ziel, im Gespräch mit (Team)-Kollegen, die eigene berufliche Tätigkeit zu reflektieren und persönliche Fragestellungen zu diskutieren.

Dabei setzt sich der Begriff Intervision aus „inter“ (zwischen) und den neuen daraus resultierenden Sichtweisen („vision“) zusammen.

Kollegiale Fallberatung

Die kollegiale Fallberatung ist aus der Fallarbeit von sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern entstanden und in seiner Bedeutung mit der Intervision gleichzusetzen.

Welche Form des Austauschs Lerntherapeuten auch immer wählen. Jede Form bringt Entlastung und hilft, die eigene Förderung aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, aber auch sie kontinuierlich zu verbessern.

Vorteile von Supervision und ihre Bedeutung in der Lerntherapie

Es gibt viele Vorteile, die auf den ersten Blick nicht gesehen werden. Daher soll diese Übersicht helfen, Supervision als eine Chance und Möglichkeit zu sehen, seine Förderung mit den Schülern ständig weiterzuentwickeln.

Supervision und der Blick über den Tellerrand

1. Qualitätssicherung der eigenen Arbeit

  • Möglichkeit des Austauschs in einem geschützten Raum: Erfahrungen und Fachwissen der Gruppe nutzen
  • Profitieren von Erfahrungen der anderen Lerntherapeuten: Praktische Anregungen und Tipps für die Förderung von Schülern erhalten
  • Austausch zu Fördermaterialien und Spielen: Teilen von Ressourcen zur effektiven Gestaltung der Therapie/evidenzbasierte Förderung

2. Festgefahrene Herausforderungen oder Probleme werden sichtbar gemacht

  • Mehr Klarheit: Durch die gemeinsame Analyse werden klare Strukturen für bestehende Herausforderungen geschaffen
  • Perspektivwechsel – Entwicklung von neuen Lösungen: Die Gruppe bietet neue Perspektiven für festgefahrene Probleme

3. Persönlichkeitsentwicklung und Verbesserung der Wirkung als Lerntherapeut

  • Erhöhte Bereitschaft für Veränderung und Offenheit: Supervision fördert die Offenheit für Veränderungen im eigenen therapeutischen Ansatz
  • Überprüfung und Anpassung von Diagnose, Zielsetzung und Therapieplan: Kritische Beleuchtung der Bedürfnisse aller am Prozess Beteiligten

4. Supervision sorgt für innere Ruhe und Entlastung für die eigene Arbeit

  • Reflexion der eigenen beruflichen Rolle: Bewusstsein für die eigene Rolle als Lerntherapeut schärfen
  • Bewusstsein über eigene Grenzen: Frühzeitige Einbindung weiterer Experten bei Bedarf (Logopäden, Ergotherapeuten, Psychotherapeuten)

5. Gesundheitsförderung und Selbstbewusstseinsstärkung

  • Stärkung der eigenen Gesundheit: Supervision trägt zur psychischen Gesundheit bei
  • Höheres Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten: Stärkung des Selbstbewusstseins
  • höhere Berufszufriedenheit

6. Interaktion mit Eltern und Erziehungsberechtigten

  • Verbesserung der Elternkommunikation: Supervision hilft, effektive Wege zur Kommunikation mit Eltern zu entwickeln
  • Eltern in den Therapieprozess einbinden: Strategien zur Einbindung von Eltern in die Förderung ihrer Kinder evaluieren (Möglichkeiten Elterntraining)

7. Fortbildung und berufliche Weiterentwicklung

  • Planung von Fortbildungen: Identifikation von Bereichen zur persönlichen Weiterentwicklung
  • Neue lerntherapeutische Methoden: Ideen für neue Materialien und -methoden in der Förderung

Diese Übersicht werde ich regelmäßig ergänzen. Sie zeigt aber auf, welche Bedeutung Supervision für uns Lerntherapeuten hat und wie wertvoll und bereichernd sie ist. Ich persönlich fühle mich nach jeder Supervision gestärkt und sprühe vor Ideen. Supervision hilft mir, meine Arbeit aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Supervision verpflichtend für die Re-Zertifizierung 

In einigen Ausbildungen ist Supervision verpflichtender Bestandteil und der Fachverband integrative Lerntherapie (FIL) verlangt für die Re-Zertifizierung einen kontinuierlichen Austausch in Supervisions – und Intervisionsgruppen.
Ich persönlich sehe Supervision, als große Chance mich ständig weiterzuentwickeln und sehe es als Bestandteil meiner lerntherapeutischen Tätigkeit.

Möchtest du auch nicht mehr Einzelkämpfer sein, sondern dich mit anderen vernetzen und austauschen?

Dann ist das Lerntherapeuten-Netzwerk das Richtige für dich. Auch im Netzwerk hat Supervision eine große Bedeutung und wir tauschen uns regelmäßig zu verschiedenen Themen aus. Schau doch gerne mal rein. Abonniere auch gerne meinen Newsletter, dann erfährst du, wann ein Einstieg ins Netzwerk wieder möglich ist.

Ja, ich freue mich drauf

 

 

2 Comments

  • Liebe Susanne,
    alles, was du schreibst, ist stimmig – unter der Voraussetzung, dass man eine(n) gute(n), qualifizierte(n) Supervisor*in gefunden hat. Frau Kempf-Kurth, die du zitierst, ist so eine gut qualifizierte und erfahrene Supervisorin und ich hatte jahrelang das Glück, dass sie unser Netzwerk betreut hat.
    Der Begriff des/der Supervisor*in ist leider nicht geschützt. So treten Personen mit qualitativ unterschiedlichem Hintergrund in diesem Berufsfeld auf. Mir wäre daher wichtig, Kriterien für eine gute Supervisor*innen-Wahl hinzuzunehmen.

    • Danke für den wertvollen Hinweis. Das ergänze ich sehr gerne. Hast du konkrete Kriterien für mich, die ich aufnehmen kann oder worauf ich verlinken kann?

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