b und d unterscheiden lernen
B und d unterscheiden lernen? Geht das überhaupt? Geht es dir auch so und dein Kind verwechselt ständig diese beiden Buchstaben? Dann habe ich hier ein paar einfache Übungen (insbesondere fürs Lesen) zusammengestellt.
Vor einigen Jahren war man der festen Überzeugung, dass es ein Raum-Lage-Problem sei, wenn ein Schüler Probleme mit der b und d Verwechslung hatte. Inzwischen weiß man, dass diese Ansicht als veraltet gilt. Aber wie kann man b oder d unterscheiden lernen?
Früher hat man den Kindern Übungen wie die Folgende gegeben. Die Kinder bekommen ein Blatt, auf welchem viele verschiedene b und d notiert sind. Die Aufgabe lautet: “ Streiche alle durch, die hier nicht passen“, in meinem Beispiel alle d.
bbbbbdddbbbbdbbbb
Bei dieser Aufgabe geht es jedoch nur um die visuelle Unterscheidung. Mit dem Laut hat die Übung nichts zu tun. Deshalb ist diese Übung fürs Lesen lernen weniger geeignet.
Bei Aufgaben, wo ich entweder b oder d einsetzen muss, habe ich eine 50% Wahrscheinlichkeit den richtigen Buchstaben zu wählen. Auch hier tendieren die Kinder eher dazu zu raten, daher ist solch eine Übung in meinen Augen wenig sinnvoll.
Während meiner Vorlesung bei Frau Dr. Küspert an der Uni Chemnitz hat sie einen ihrer Schüler beschrieben, der große Schwierigkeiten hatte, b und d auseinander zu halten.
Er beschrieb seine Vorgehensweise folgendermaßen: „Wenn ich b oder d schreiben soll, dann gehe ich den Kreisverkehr. Ich male erst einen Kreis, dann entscheide ich mich, ob es ein b oder d wird (Anmerkung: es geht um die Druckschrift). Er befand sich solange im „Kreisverkehr“, bis er sich für eine der beiden Möglichkeiten entschieden hatte. Man erkennt, wie unsicher der Schüler war, er hoffte, durch mehr Zeit, auf die richtige Lösung zu kommen. Immer hatte er die Frage im Hinterkopf, wo muss der Strich hin nach oben links oder rechts?
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Übungstipps für’s Lesen
Wenn die Buchstaben (b oder d) direkt nebeneinander stehen, sehe ich, dass etwas anders ist. Ich kann beide gut unterscheiden. Möchte ich den Buchstaben aber wirklich richtig schreiben und lesen können, bedarf es gezielter Übungen. Die folgenden Übungen beziehen sich vorrangig aufs Lesen.
Ich nehme einen von den beiden Buchstaben und automatisiere ihn (ich „heirate“ ihn sozusagen).
Beispiel: ich nehme das b und meine linke Hand, nehme den Daumen nach oben, dann sieht das aus wie ein b.
Ich spreche mir dann ganz oft das b vor. Des weiteren gestalte ich eine Tabelle für das Kind. In dieser Tabelle ist der Buchstabe b und die Buchstaben, die der Schüler schon sehr sicher kann (z.B. a und e).
Damit übt das Kind nun mehrmals die Woche und benennt die Buchstaben blitzschnell. Sobald ein Buchstabe falsch gesagt wird, wird sofort korrigiert. Ich kann mir auch eine Schablone basteln, damit der Schüler immer nur einen Buchstaben sieht, bevor der nächste aufgedeckt wird. So muss er blitzschnell lesen. Das Tempo bestimmt der Trainer.
Hier ein Beispiel wie die Tabelle aussehen könnte.
Danach baue ich die Übungen weiter aus und füge kleine Silben hinzu: ba, la, ba, la. Auch diese Übungen lassen sich mit der Tabelle durchführen. Schnelles Blitzlesen führt zur langfristigen Automatisierung.
Wenn das Kind mit den Silben immer sicherer wird, gehe ich zum nächsten Schritt über und erstelle mir eine Liste mit Wörtern, wo der Buchstabe b vorkommt:
bei, bist, oben, eben, Nebel, Nabel, bin…Vielleicht hat das Kind ein Hobby oder einen Freund mit einem Namen, wo das b vorkommt, dann kann auch das in die Liste aufgenommen werden.
Hilfreich sind tägliche Übungen von ca. 3 Minuten.
Das d muss dann nicht extra geübt werden, da ich das b sozusagen schon „geheiratet“ und diesen Buchstaben automatisiert habe. Bei regelmäßiger Übung zeigen sich schon nach einigen Wochen gute Erfolge und die b und b Verwechslung ist kein Thema mehr.
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Quelle:
Küspert, Petra: „Neue Strategien gegen Legasthenie: Lese- und Rechtschreibschwäche: Erkennen, Vorbeugen, Behandeln“, 2018