Multiprofessionelle Teams und Lerntherapie in Schule bieten Vorteile für alle Beteiligten. Denn Lerntherapeuten können nicht nur Schüler fördern und Lehrkräfte entlasten, sie sind ein wichtiges Bindeglied zwischen innerschulischer und außerschulischer Förderung. Leider gibt es für Lerntherapeuten noch keine festen Rahmenbedingungen in den Schulen, auch die Finanzierung ist ganz unterschiedlich geregelt. Mal sind Lerntherapeuten als Lehrkraft angestellt, mal ist es eine Mischfinanzierung zwischen Eltern, Jugendamt, Fördervereinen und anderen Beteiligten. Leider sind es oft nur Befristungen für 1-2 Jahre. Glücklicherweise gibt jedoch auch einige Positive-Beispiele, wo Lerntherapeuten bereits fester Bestandteil der Schullandschaft sind, aber diese Beispiele sind vielen noch unbekannt.
Du bekommst hier in meinem Blogbeitrag (mindestens) 31 gute Gründe, warum multiprofessionelle Teams an Schulen so wertvoll sein können.
Warum überhaupt Lerntherapie in Schule?
Lerntherapeuten in multiprofessionellen Teams unterstützen nicht nur die Schüler, sie entlasten auch die Lehrkräfte. Denn unter den aktuellen Bedingungen (Lehrermangel, zu wenig individuelle Förderung möglich, Lehrer, die fachfremd unterrichten, Quereinsteiger) ist es kaum möglich jedem Schüler individuell gerecht zu werden. Um Schülern beim Lesen, Schreiben und Rechen lernen zu unterstützen und Basiswissen aufzubauen, gibt es die integrative Lerntherapie. Allerdings findet diese meist außerschulisch statt und wird von den Eltern privat finanziert. Somit profitieren nur Schülern davon, deren Eltern sich das finanziell leisten können. Manchmal dauert die Antragsstellung beim Jugendamt monatelang und das kostet viel Kraft. Es ist verständlich, wenn Eltern diesen Weg dann nicht weiter gehen möchten.
Schulerfolg darf nicht von der sozialen Herkunft abhängig sein.
Lerntherapeuten in der Schule können präventiv Schüler unterstützen und frühzeitig mit der Förderung beginnen. Klassenwiederholungen, hohe Kosten für eine außerschulische Lerntherapie und weitere langfristige Folgekosten können mit multiprofessionellen Teams und Lerntherapeuten an Schulen vermieden werden.
Ist es Schülern nicht unangenehm, wenn jemand sie aus dem Unterricht rausnimmt?
Immer wieder höre ich auch kritische Stimmen. Lerntherapie hat in der Schule nichts verloren und soll besser außerschulisch stattfinden. Die Schüler sehen es als „Stigma“, wenn sie aus dem Unterricht herausgenommen werden. Hier ein Kommentar einer Lerntherapeutin, die seit mehreren Jahren an einer Schule arbeitet:
„Also meine Kinder haben kein Problem damit, wenn sie herausgenommen werden. Ganz im Gegenteil, die anderen Kinder sind „neidisch“, weil sie nicht mitdürfen. Wenn man eine gute Planung hat, sich eine gute Methodik überlegt und verschiedenste Ressourcen nutzt, gibt es nur Vorteile.“
Verpasst der Schüler nicht auch Unterrichtsstoff?
Ja und nein. Aber wenn ein Kind größere Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben oder Rechen hat, dann hat es meistens mit schulischen Themen Probleme, die schon in einer der früheren Klassenstufen behandelt wurden. Solange der Schüler nicht die Basiskompetenzen aufgebaut hat, kann auch das aktuelle schulische Thema nur schwer erarbeitet werden. Eine sehr individuelle Förderung ist für Lehrer im Unterricht (meist) nicht machbar.
Die besten Gründe, warum Lerntherapeuten Hand in Hand mit Lehrkräften an Schulen arbeiten sollten, habe ich hier aufgelistet. Damit Multiprofessionalität endlich nicht nur theoretisch diskutiert, sondern auch praktisch gelebt wird.
31 gute Gründe für Lerntherapie in Schule – für Schüler, Eltern und Pädagogen
1. Vorteile für Schüler: frühzeitig Unterstützung
2. präventive Förderung, frühe Intervention, bevor die Lern-Schwierigkeiten größer werden
3. der Schüler ist zu keinem Zeitpunkt unter- oder überfordert
4. die lerntherapeutischen Stunden finden eingebettet in den Schulalltag der Kinder statt
5. keine zusätzlichen Termine am Nachmittag — mehr Zeit für die Hobbys
6. Stärkung des Selbstwertes
7. Vermeidung von Verhaltensauffälligkeiten
8. Entlastung der Lehrkräfte: mehr Zeit für den Unterricht
9. vertrauensvoller Ansprechpartner zum Thema Lernstörungen ist vor Ort
10. interne Weiterbildung des Kollegiums ist möglich
11. Austausch auf kurzem Weg, da Ansprechpartner vor Ort ist
12. Lerntherapeut kennt die schulischen Abläufe, die Lehrer, die Schüler und kann so individueller beraten
13. größeres Bewusstsein und Verständnis für die Belange dieser Schüler im multiprofessionellen Team
14. Vorteile für Eltern: Ansprechpartner mit fundiertem Fachwissen ist schon in der Schule
15. Förderung von Schülern unabhängig vom Geldbeutel der Eltern
16. keine Wartezeit durch langwierige Antragsstellung
17. keine Fahrtzeiten zur Lerntherapie
18. damit auch keine Fahrkosten
19. mehr Zeit für die Familie am Nachmittag
20. Ansprechperson zum Thema Nachteilsausgleich und im Umgang mit der Diagnose Legasthenie oder Dyskalkulie
21. Vorteile für den Lerntherapeuten: Einblick in den schulischen Alltag — gegenseitiges Verständnis
22. Grenzen und Möglichkeiten der inner-/außerschulischen Förderung werden bewusst
23. regelmäßiger, fachlicher Austausch mit den Lehrkräften
24. intensiver Austausch zwischen allen Beteiligten – kurze Kommunikationswege
25. Allgemeine Vorteile: bessere Bildungschancen durch frühzeitige Unterstützung
26. Multiprofessionelle Teams sind nicht nur ein Schlagwort, Multiprofessionalität wird gelebt
27. Chancengleichheit
28. Förderung läuft Hand in Hand
29. Kinder mit beginnenden Schwierigkeiten werden erreicht
30. Schüler, die im Grenzbereich zur Legasthenie und Dyskalkulie liegen, profitieren so auch von einer Förderung
31. Bei mehrsprachigen Schülern ist die Diagnostik manchmal nicht ganz einfach, so können auch diese Schüler von einer Förderung in der Schule profitieren
…wird gerne weiter ergänzt
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Hier gibt es mehr Infos: multiprofessionelle Teams und Lerntherapie in Schule
Wenn du mehr zum Thema Lerntherapie in Schule wissen möchtest, dann schau gerne in meine weiteren Blogbeiträge zu diesem Thema.
Lerntherapie in Schule – Uni Hamburg Pilotprojekt
Übrigens, die Uni Hamburg forscht gerade zu diesem Thema.
Um die positiven Effekte von Lerntherapie in Schule noch besser zu erforschen, ist im November 2019 ist das Pilotprojekt „LetS-GO! – Integrative Lerntherapie in der Schule gestartet. Es wird in den nächsten drei Jahren begleitet und evaluiert. Dabei werden Bedingungen ermittelt, die zum Erfolg von Lerntherapie in Schule beitragen können. Ich bin wirklich schon gespannt.